Ballkleid 1865

Raschelnde Röcke

Wenn ich an ein richtiges Prinzessinnenkleid denke, dann sieht es wahrscheinlich diesem ziemlich ähnlich. Ein riesiger Reifrock, unzählige Meter schimmernde Seide und ein schmales Oberteil. Was für ein Anblick muss sich den Menschen geboten haben, wenn diese Roben im Walzertakt durch den Saal wogten, beleuchtet von unzähligen Kerzen?

Ein bisschen bin ich diesem Gefühl mit meinem Projekt nahegekommen. Aber wie immer beginnt die Geschichte eines Kostüm mit den innenliegenden Schichten…

Als Unterstützung für die riesigen Röcke dient diese Krinoline. Zwölf größer werdende Reifen aus Federstahl sind mit Köperband verbunden und bilden so eine Art Käfig. Die oberen acht sind mit weißem Band bezogen, die unteren vier sind in eine Tasche eingenäht, dass man beim Laufen nicht in den Reifen hängen bleibt.

Im vorangegangen Jahrzehnt ist der Reifrock noch rund und gleichmäßig um die Trägerin verteilt, doch um diese Zeit wandert die Fülle der Röcke langsam nach hinten und liegt zehn Jahre später in der Tournüren-Mode vollständig auf der Rückseite. Zwei verschiedene Techniken halten bei meiner Krinoline die Reifen hinten: Vier horizontale Bänder an den ersten vier Reifen und ein mit Sägespänen gefülltes Kissen hinten in der Mitte direkt unter dem Bund.

Der Unterrock soll dem äußeren Kleid noch etwas mehr Volumen verleihen und verhindern, dass die Reifen der Krinoline etwa durchdrücken und so sichtbar werden.

Dieser Rock besteht aus neun Paneelen und ist aus weißer Baumwolle gefertigt. Vorne liegt er beinahe glatt und hinten ist er mit vielen Falten in den Taillenbund gefasst. Einfache Schleifenbänder bilden den Verschluss und zur Verzierung ist ein Band mit Lochstickerei eingefügt.

Und nun zum Ballkleid selbst… Es besteht aus einem separatem Rock mit Oberteil.

Derselbe hellgrüne Seidentaft wie für das Korsett ist hier mit schwarzen Seidengaze überlegt, was für ein olivgrünes Changieren sorgt. Beide Teile sind mit Baumwollsatin gefüttert.

Der Rock besteht ebenfalls aus neun Bahnen und besitzt in den Seitennähten zwei große Taschen, die allerdings durch die Falten gut versteckt sind. Am Saum scheint die helle Seide hervor indem der schwarzen Überrock an den Nähten mit einigen Schleifen gerafft ist.

Das Oberteil betont die schmale Taille und läuft vorn und hinten spitz zu. Ein Kragen aus schwarzer bestickter Spitze rahmt den weiten Halsausschnitt, der, ebenso wie die Unterkante, mit einem Paspelstreifen abgeschlossen ist. Geschlossen wird das Kleidungsstück am Rücken mit Häkchen und Ösen. An den Abnähern vorn und an den Seitennähten ist es mit synthetischem Fischbein verstärkt.

Wenn man sich Modezeichnungen aus der Zeit anschaut, dann mag man mir vorwerfen, dass die Farbwahl eher ungewöhnlich ist, herrschen doch Pastelltöne oder leuchtende Farben vor. Dennoch standen diese Materialien und Farben zur Verfügung, sodass auch so eine dunkle Variante durchaus denkbar ist.

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Sommerkleid 1898

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Eine Garderobe von 1918